Enya

Sonntag, 4. November 2012

Mein Hund - der Dominator???

„Sie müssen Alpha sein!“. „Ihr Hund wird sonst zu dominant und wird versuchen die Führung zu übernehmen“. Das und Ähnliches hört man oft in der Hundeschule. Aber mal ganz unter uns – wie geht das eigentlich? Und warum muss ich das denn unbedingt??
Nun – diese Frage ist absolut angebracht. Was der Trainer auf dem Hundeplatz Ihnen beizubringen versucht ist ein Verhalten, wie man es bei Wölfen beobachten kann. Ein Rudel Wölfe wird von einem Alpha-Rüden und seiner Partnerin angeführt. Diese Struktur innerhalb eines Rudels ist überlebenswichtig für alle Mitglieder. Aber ist ein Alpha-Rüde denn wirklich dominant?
Unsere Haushunde sind mit Wölfen in ihrem Verhalten kaum noch zu vergleichen. Zu sehr haben sie sich im Verlauf der mittlerweile 15‘000jährigen Domestikation an uns Menschen gewöhnt. Im Grunde wollen wir doch nichts anderes, als in unserem eigenen Mensch-Hund-Team der Chef sein. Unser Hund wird von sich aus diese Position kaum oder gar nicht in Anspruch nehmen wollen. Dafür wurde er nicht geboren, dafür hat er keine Veranlagungen. Was er hingegen unbedingt von seiner Führerin oder seinem Führer erwartet, ist dass dieser schwierige Situationen regelt und zwar im Sinne des Teams. Was heisst das genau? Wenn uns z.B. ein fremder Hund entgegen kommt, erwartet unser Hund, dass wir die Situation unter Kontrolle halten – immerhin kennen wir den anderen ja nicht und wissen nicht, wie dieser reagieren wird. Vielleicht starrt der fremde Hund den unseren auch noch an, droht ihm oder knurrt sogar. Es ist nun die Aufgabe von uns Menschen, unseren Hund soweit zu schützen, dass der gar nicht zu überlegen braucht, ob er sich mit dem Fremden auseinandersetzen muss oder nicht. Wir Menschen können den Weg ändern, umkehren oder sogar splitten (den Sichtkontakt unterbrechen). Nur wenn wir nicht in der Lage sind, solche oder ähnliche Situationen für unseren Hund zu regeln, wird dieser versuchen, eine eigene Lösung für das Problem zu finden. Meistens sind die Lösungen unserer Hunde jedoch nicht unbedingt in unserem Sinne.
Dominant sein? Nein! Die Führung übernehmen? JA!! Eine Führungspersönlichkeit zeichnet sich aus durch Ruhe, Souveränität und Wissen. Ein guter Chef hat es nicht nötig zu schreien, zu schimpfen oder gar handgreiflich zu werden. Ich fühle mich wohl an der Seite eines guten Chef’s, der mir geduldig zeigt wie was gemacht wird, wohin wir gehen und der das Ziel kennt. Geht es Ihnen nicht auch so? Ihrem Hund geht es ganz sicher so!
Versuchen Sie es auf Ihrem nächsten Spaziergang – Führung übernehmen heisst nicht voraus gehen, sondern wissen wo es lang geht und das Ziel kennen. Ihr Hund wird sich Ihnen mit Freude anschliessen und Ihnen sein ganzes Vertrauen schenken – und das noch so gerne!!

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