Nichts
ist mehr so wie’s gestern war - Pubertät
Jeden Tag geht Anton mit seinem Hündchen Fips
spazieren. Fips ist jetzt 6 Monate alt und wohnt schon seit vier Monaten bei
Anton. Ganz in der Nähe von Anton’s Haus steht eine Parkbank am Spazierweg.
Anton und Fips gehen also jeden Tag daran vorbei auf ihrem Spaziergang. Heute
ist aber alles anders als sonst. Fips bleibt unvermittelt vor der Parkbank
stehen. Er will keinen Schritt weiter gehen, starrt die Parkbank an. Er zieht
seine Lefzen hoch und sein Nackenhaar sträubt sich, er knurrt leise aber gut
hörbar. Anton ist verwirrt. Er versteht nicht was hier gerade passiert. Noch
nie hat Fips so reagiert, noch nie hat er sich vor irgend etwas gefürchtet oder
es in solcher Weise bedroht. Am Morgen war doch noch alles in bester Ordnung.
Was ist passiert?
Solche und ähnliche Geschichten weiss jeder
Hundehalter zu berichten. Mal ist es ein Objekt, welches urplötzlich zur
Bedrohung wird, mal weiss der Hund auf einmal nicht mehr was er unter dem Wort „sitz“
zu verstehen hat, obschon dies gestern noch prima funktionierte und ein anderes
Mal fängt er plötzlich wieder an, an der Leine zu ziehen wie verrückt. Dies
sind Phasen des Umbruchs im Gehirn unseres heranwachsenden Hundes. Wir nennen
solche Phasen gerne Pubertät, aber eigentlich die Sache nicht ganz so simpel.
Was wir Pubertät nennen, nennt der Hundekenner
„sensible Phasen“. Sie treten immer dann auf, wenn das Gehirn sich in einem
Umbruch befindet. Der Begriff Pubertät ist bei uns Menschen eher angebracht,
definiert er doch einen bestimmt Zeitraum, so zwischen dem 15 und dem 19
Lebensjahr. Beim Hund hingegen kommen diese Phasen immer wieder, sie können
sogar im Erwachsenen-Alter noch auftreten.
Häufig haben wir dabei das Gefühl, unser
Hund möchte die Grenzen austesten, sich erneut in seinem Mensch-Hund-Team
positionieren. Daher empfinden wir solche sensiblen Phasen auch eher als
lästig. Genau genommen sind jedoch genau diese Phasen für den Hundeführer eine
grosse Chance. Was jetzt intensiv trainiert wird, hält oft ein Leben lang. Für
den Hundeführer bedeutet das viel Arbeit, viel Geduld, viel Verständnis für den
heranwachsenden, rotznasigen Bengel. Die Arbeit lohnt sich jedoch in jedem Fall.
Genauso urplötzlich wie es angefangen hat
ist es auch schon wieder vorbei. Daher denken Sie daran, wenn Ihr Hund beim
nächsten Mal anscheinend alles vergessen hat, was er gestern noch einwandfrei
gekonnt hat. Sensible Phasen sind eine Chance! Nerven behalten, tief atmen und
ruhig bleiben und – üben üben üben – da haben Sie bald einen wohl erzogenen und
ruhigen Hund an Ihrer Seite.
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