Enya

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Gute Vorsätze - Gedanken zum Jahreswechsel



Gleich ist es wieder soweit: Weihnachten ist vorbei, das alte Jahr neigt sich dem Ende zu. So mancher macht sich jetzt Gedanken darüber, was er im kommenden Jahr alles anders oder gar besser machen möchte. Mehr Bewegung an der frischen Luft, weniger Schokolade essen, mehr schlafen und weniger Kaffee und Alkohol trinken, mehr Sport treiben, öfter Freunde treffen, vorsichtiger fahren, weniger Geld ausgeben und mehr verdienen.

Gilt einer Ihrer Vorsätze auch Ihrem Hund? Wenn er reden könnte, hätte er ganz bestimmt auch ein paar Ideen, was man alles anders machen könnte. Wie wäre es denn zum Beispiel mit den folgenden Vorsätzen:

  •  Jede Woche etwas Neues lernen dürfen (ein kleines Kunststück oder etwas Nützliches für jeden Tag)
  •   Jeder zweite Spaziergang ohne das Handy in der Tasche (oder gar am Ohr)
  •  Artgerechtes Futter (Fleisch)
  •  Regelmässig Artgenossen treffen und spielen und toben dürfen
  •   Die Ferien mit der Familie verbringen dürfen
  •  Möglichst viel Zeit mit seinen Menschen zusammen sein dürfen.
  •  Möglichst selten alleine zu Hause warten müssen

Alles selbstverständlich denken Sie? Bei weitem nicht! Mal ganz ehrlich – wie oft vergessen wir im Alltag die Bedürfnisse unserer vierbeinigen Begleiter? Wie viele Spaziergänge vergehen ohne dass Sie zusammen etwas gearbeitet oder gespielt haben? Das ist total normal und menschlich und leider oft auch unvermeidlich. Trotzdem – gute Vorsätze sind da, um sich zumindest mal Gedanken darüber zu machen und vielleicht dann doch das eine oder andere umzusetzen.

Es gibt so viele Sachen mit denen Sie Ihrem Hund eine Freude bereiten können. Angefangen bei richtigen Abenteuerferien, bis hin zur Klopapierrolle in der ein feines Goodie versteckt ist. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und wenn Sie sich Ihre eigenen Vorsätze zum neuen Jahr zurechtlegen, denken Sie auch an Ihren Hund – den treusten Begleiter an Ihrer Seite, den Freund der sich jeden einzelnen Tag auf Sie freut, die gute Seele die Sie mehr als irgend jemand anderes auf der Welt liebt.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Ich bin wie ich bin



Wir sind in der Hundeschule. Auf dem Platz sind vier Mensch-Hund-Teams im Einsatz. Darunter ist auch Ruth mit ihrem Mischlingsrüden Django. Django ist 5 Jahre alt, mittel gross und hat im Hundesport schon so einige Erfahrungen sammeln dürfen. Er kennt sich aus in Agility, aber auch in der Fährtenarbeit. Beides macht er gut und auch gerne. Besonders wichtig ist ihm aber beides nicht. Django liebt seine Familie und vor allem sein Frauchen, mit dem er schon so viel erleben durfte. Er liebt sein Frauchen und würde eigentlich alles für sie tun, aber heute will einfach überhaupt nichts funktionieren. Django versteht die Welt nicht mehr. Er hört seinem Frauchen zwar zu, wie sie ihm mit hoher, fast schon kindlicher Stimme Befehle erteilt. Sie hat sogar ein Lächeln im Gesicht, aber Django weiss, das ist nicht echt. Niemand auf dem Platz ahnt, was Ruth beschäftig. Ihr Vater wurde am Vortag ins Spital gebracht. Er hatte einen Herzinfarkt und noch immer ist nicht klar, ob er die Krankheit vollständig überwinden wird. Ruth ist in Sorge um ihn. Jetzt steht sie aber mit Django auf dem Platz und möchte ihm eine Freude machen. Sie bemüht sich sehr, fröhlich zu sein und ihrem Hund eine schöne Ausbildungs-Stunde zu schenken. Django weiss jedoch, dass es Frauchen nicht gut geht. Er weiss es, weil er sie wirklich gut kennt, weil er schon einige Jahre Gelegenheit hatte, sein Frauchen genauestens zu beobachten. Er sieht wohl das Lächeln in Ruth’s Gesicht, aber er sieht auch die unterdrückten Tränen. Er hört die Unsicherheit und die Traurigkeit in Frauchens Stimme. Frauchen versucht also, ihm etwas vorzumachen. Django versteht die Welt nicht mehr. Er möchte gerne das Richtige tun und für sein Frauchen das Beste geben, aber unter diesen Umständen wird das wohl einfach nicht gehen.

Authentizität ist das Geheimnis. Wäre Ruth ehrlich gegenüber sich selbst gewesen, wäre sie wohl gar nicht auf den Hundeplatz gegangen. Sie konnte sich nicht konzentrieren, weil sie in grosser Sorge um ihren Vater war. Django wusste ganz genau, dass etwas nicht stimmte. Weil sein Frauchen aber nicht ehrlich ihm und sich selbst gegenüber war, wusste er nicht, was er tun sollte.

Ehrlich und echt – das ist das einzige was unsere Hunde wirklich verstehen. Nur wenn Mimik und das gesprochene Wort übereinstimmen, weiss der Hund woran er ist und was Sache ist.

Wenn Sie also vielleicht mal einen schlechten Tag haben, versuchen Sie erst gar nicht, ihrem Hund klarmachen zu wollen, Sie seien gut gelaunt und fröhlich. Ob unsere Hunde tatsächlich direkt in unser Herz schauen können, oder ob sie sich lediglich auf äussere Ungereimtheiten verlassen, weiss ich nicht. Eines weiss ich jedoch sehr genau: unsere Hunde kennen uns, wie kein anderes Lebewesen auf der Welt. Sie haben es verdient, dass wir ihnen gegenüber ehrlich und authentisch bleiben. Beide – Mensch und Hund – fühlen sich besser dabei und die Situation ist viel entspannter.

Also, ich bin wie ich bin und ich brauche niemandem – vor allem jedoch nicht meinem Hund - etwas vor zu machen. Stimmungen gehören zum Leben dazu – auch das gilt für beide – Menschen UND Hunde!

Mittwoch, 10. April 2013

Alles was zählt ist HIER und JETZT

„Vorfreude ist die schönste Freude“ oder „Planung ist das halbe Leben“. Stimmt doch – vorausschauen und planen ist doch auch eine tolle Sache. Wer freut sich nicht auf die kommenden Ferien, auf seinen Geburtstag oder auf ein ganz besonderes Ereignis. Was für uns selbstverständlich scheint, ist für unsere Hunde allerdings nicht möglich. Planung, im Sinne von „nächste Woche mache ich dies und jenes“ kennen unsere Hunde nicht. Selbstverständlich können sie aus Erfahrungen lernen und zum Beispiel genau wissen, „wenn wir ins Auto steigen und Frauchen diesen Weg fährt, geht es ab in die Hundeschule – jupieee!“. Das hat aber mit Planung im eigentlichen Sinne nichts zu tun. Hunde können solche Ereignisse nicht planen, sie schliessen sich uns lediglich freudig an.

Unsere Hunde leben – viel mehr als wir Menschen -  im HIER und JETZT. Da verpassen sie doch was, könnte man meinen. Wenn Vorfreude die schönste Freude sein soll, dann erleben unsere Hunde das ja nur sehr kurzfristig oder gar nicht.

Ich bin der Meinung, dass wir von unseren Hunden ganz viel lernen können, wenn wir uns etwas mehr auf das HIER und JETZT konzentrieren. Oft liegt der Zauber im Augenblick – „jetzt ist es perfekt!“. Wenn es zum Beispiel einen ganz besonderen Leckerbissen gibt, wird Ihr Hund den nicht aufbewahren bis morgen, bloss weil dann vielleicht ein besonderer Tag ist – er wird ihn geniessen – HIER und JETZT und sein Gesicht verrät uns, dass genau dieser Augenblick perfekt ist.

Viele Menschen mit älteren oder auch schwer kranken Hunden haben diese Erfahrung sehr intensiv machen dürfen. Sie haben gelernt, dass jeder Augenblick des Zusammenseins oder gemeinsamer Aktivitäten kostbar ist – „wer weiss, ob wir das morgen auch noch tun können?“. Worauf warten Sie also? Lassen Sie Ihr Handy mal zu Hause und lassen Sie sich ein auf den Zauber des Augenblicks. Es muss nicht immer etwas „Grossartiges“ passieren. Ein tolles Spiel, das gemeinsame Entdecken eines besonderen Ortes, das Heimkommen nach einem Spaziergang im strömenden Regen, das gemeinsame relaxen auf dem Sofa am Feierabend – jeder Augenblick kann perfekt sein – Sie müssen ihn lediglich BEWUSST wahr nehmen, damit er seinen Zauber entwickeln kann. Es gibt keinen besseren Augenblick als HIER und JETZT!

Samstag, 23. März 2013

NICHT - geht gar nicht - niemals!

 „Zieh nicht an der Leine!“ Haben Sie das zu Ihrem Hund auch schon gesagt? Hat er dann weniger gezogen? Oder sogar eher mehr? Ich gehe mal davon aus, dass sich Ihre Bitte nicht erfüllt hat, es sei denn, Sie haben Ihre Aussage mit einem Leinenruck unterstrichen und dabei ein finsteres Gesicht gemacht. Dann allerdings hat der Hund wohlmöglich einen ganz wirren Eindruck der Situation und gehorcht nur, weil er aus Erfahrung weiss, dass es für ihn besser ist, wenn er jetzt ruhig neben ihnen geht.

Warum hat es denn nicht geklappt? Warum funktionieren Befehle wie „tu das nicht“ oder „zieh nicht“ denn so überhaupt nicht? Ganz einfach: der Hund versteht das Wort NICHT tatsächlich nicht. Ähnliches gilt übrigens auch für das Wort KEIN. Aussagen wie „du brauchst keine Angst zu haben“ oder „es gibt keinen Grund zur Sorge“ lösen in unseren Hunden alles andere als Vertrauen und Zuversicht aus. Im Gegenteil – sie verstehen nur „Angst“ und „Grund zur Sorge“.

Forscher haben übrigens bei Kindern Ähnliches festgestellt. Auch unsere Kleinen verstehen das Wort „NICHT“ nicht. Der Grund dafür ist mir leider auch unbekannt. Vielleicht überhört man das Wort einfach zu leicht und es hat in gewissen Zusammenhängen für sie einfach keine Bedeutung. Wenn man darüber nachdenkt ist es ja eigentlich auch logisch. Wenn einem jemand sagt man soll dies oder jenes nicht tun ist das ja auch nicht hilfreich. Was soll ich denn dann tun??

Genau das ist auch die Lösung des Problems. Statt Ihrem Hund zu sagen was er NICHT tun darf, wäre es bedeutend hilfreicher ihm zu sagen, was er dann tun darf. Immerhin will er ja in solchen Situationen etwas tun und sei es nur, an der Leine zu ziehen um irgendwo ganz schnell hin zu kommen. Dann sagen Sie ihm doch ganz einfach was er tun kann, um sein Ziel so schnell und angenehm wie möglich zu erreichen. „Komm zu mir“, „geh bei Fuss“, „bleib bei mir“ – es gibt viele Möglichkeiten. In beängstigenden Situationen helfen Aussagen wie „alles in Ordnung“ oder „ich hab alles im Griff“. Wenn Ihr Tonfall dabei auch noch angenehm und ruhig ist, wird Ihr Hund sich Ihnen vertrauensvoll und mit Freude anschliessen.

Montag, 25. Februar 2013




Artgerechte Erziehung – von der Kuschel-Strategie bis zur brutalen Unterwerfung

Letzte Woche war es in der Zeitung wieder zu lesen: Hund hat 8-jährigen Bub gebissen. Der Hund war angeleint und trotzdem ist es passiert. Solche Meldungen erschüttern uns Hundehalter natürlich immer wieder. Einmal mehr sind die Augen der Öffentlichkeit auf uns gerichtet – auf jeden einzelnen von uns. Es wird immer klarer, dass wir uns keine Fehler erlauben dürfen, angefangen bei der Kotaufnahme bis hin zur korrekten Erziehung unseres Hundes. Klar kommt dann auch immer wieder die Frage auf „mache ich denn alles richtig? Gäbe es nicht Erziehungsmethoden die eine grössere Verlässlichkeit herbeiführen? Was ist denn z.B. mit all den Polizeihunden die geradezu einen Kadavergehorsam vorzuweisen haben?“

Das Spektrum der Erziehungsmethoden ist riesig! Es geht von „Wuschi-Huschi-Kuschel liebes Hündchen“ bis zu Methoden, bei welchen brutale Unterwerfung im Vordergrund steht, um den Hund zu brechen, ihm jegliche Flausen und eigene Ideen auszutreiben. Gibt es denn nicht noch etwas zwischendurch? Eine Möglichkeit den Hund zu Gehorsam zu erziehen, ohne ihn zu brechen und ihm weh zu tun und ihm trotzdem die Lebensfreude zu erhalten?

Der erste Schritt für ein gutes Mensch-Hund-Team ist, dass man sich richtig kennen lernt. Ich halte es für unbedingt notwendig, sich mit dem Wesen des Hundes, mit seiner Art und seinem „Anderssein“ auseinanderzusetzen. Sich zu verstehen, die gleiche Sprache zu nutzen und gemeinsame Ziele sind die Grundvoraussetzungen für eine gute und sichere Zukunft. Wenn ich nicht bereit bin, das Tier, welches ich Tag für Tag füttere, an der Leine führe und ab und an mit ihm spiele zu verstehen, warum will ich denn überhaupt einen Hund? Auch die Grösse spielt keine Rolle. Oft werden vor allem kleine Hunde auf’s Übelste unterschätzt. Bei vielen der kleinen Rassen handelt es sich um hoch spezialisierte Jäger die sehr wohl wissen, wie sie zum Ziel kommen können. Die Grundhaltung des gegenseitigen Verstehens gilt also für alle!

Wenn Ihr Hund also das nächste Mal vollkommen unerwartet reagiert, fragen Sie sich, ob es nicht im Vorfeld ein Zeichen gegeben hätte, das sie einfach übersehen oder schlicht nicht verstanden haben. Und wenn Ihr Hund das nächste Mal nicht kommt wenn Sie ihn rufen, fragen Sie sich doch einfach mal, ob es Ihnen an seiner Stelle Spass machen würde zu kommen, oder ob da nicht doch andere Sachen wichtiger sind.

Immanuel Kant sagte „Gute Erziehung ist das, woraus alles Gute in der Welt entspringt“. Gegenseitiges Verständnis, Respekt und Liebe – die beste Ausgangslage für gute Erziehung – auch für unsre Hunde.

Samstag, 9. Februar 2013



Nichts ist mehr so wie’s gestern war - Pubertät

Jeden Tag geht Anton mit seinem Hündchen Fips spazieren. Fips ist jetzt 6 Monate alt und wohnt schon seit vier Monaten bei Anton. Ganz in der Nähe von Anton’s Haus steht eine Parkbank am Spazierweg. Anton und Fips gehen also jeden Tag daran vorbei auf ihrem Spaziergang. Heute ist aber alles anders als sonst. Fips bleibt unvermittelt vor der Parkbank stehen. Er will keinen Schritt weiter gehen, starrt die Parkbank an. Er zieht seine Lefzen hoch und sein Nackenhaar sträubt sich, er knurrt leise aber gut hörbar. Anton ist verwirrt. Er versteht nicht was hier gerade passiert. Noch nie hat Fips so reagiert, noch nie hat er sich vor irgend etwas gefürchtet oder es in solcher Weise bedroht. Am Morgen war doch noch alles in bester Ordnung. Was ist passiert?

Solche und ähnliche Geschichten weiss jeder Hundehalter zu berichten. Mal ist es ein Objekt, welches urplötzlich zur Bedrohung wird, mal weiss der Hund auf einmal nicht mehr was er unter dem Wort „sitz“ zu verstehen hat, obschon dies gestern noch prima funktionierte und ein anderes Mal fängt er plötzlich wieder an, an der Leine zu ziehen wie verrückt. Dies sind Phasen des Umbruchs im Gehirn unseres heranwachsenden Hundes. Wir nennen solche Phasen gerne Pubertät, aber eigentlich die Sache nicht ganz so simpel.

Was wir Pubertät nennen, nennt der Hundekenner „sensible Phasen“. Sie treten immer dann auf, wenn das Gehirn sich in einem Umbruch befindet. Der Begriff Pubertät ist bei uns Menschen eher angebracht, definiert er doch einen bestimmt Zeitraum, so zwischen dem 15 und dem 19 Lebensjahr. Beim Hund hingegen kommen diese Phasen immer wieder, sie können sogar im Erwachsenen-Alter noch auftreten.

Häufig haben wir dabei das Gefühl, unser Hund möchte die Grenzen austesten, sich erneut in seinem Mensch-Hund-Team positionieren. Daher empfinden wir solche sensiblen Phasen auch eher als lästig. Genau genommen sind jedoch genau diese Phasen für den Hundeführer eine grosse Chance. Was jetzt intensiv trainiert wird, hält oft ein Leben lang. Für den Hundeführer bedeutet das viel Arbeit, viel Geduld, viel Verständnis für den heranwachsenden, rotznasigen Bengel. Die Arbeit lohnt sich jedoch in jedem Fall.

Genauso urplötzlich wie es angefangen hat ist es auch schon wieder vorbei. Daher denken Sie daran, wenn Ihr Hund beim nächsten Mal anscheinend alles vergessen hat, was er gestern noch einwandfrei gekonnt hat. Sensible Phasen sind eine Chance! Nerven behalten, tief atmen und ruhig bleiben und – üben üben üben – da haben Sie bald einen wohl erzogenen und ruhigen Hund an Ihrer Seite.