Enya

Montag, 25. Februar 2013




Artgerechte Erziehung – von der Kuschel-Strategie bis zur brutalen Unterwerfung

Letzte Woche war es in der Zeitung wieder zu lesen: Hund hat 8-jährigen Bub gebissen. Der Hund war angeleint und trotzdem ist es passiert. Solche Meldungen erschüttern uns Hundehalter natürlich immer wieder. Einmal mehr sind die Augen der Öffentlichkeit auf uns gerichtet – auf jeden einzelnen von uns. Es wird immer klarer, dass wir uns keine Fehler erlauben dürfen, angefangen bei der Kotaufnahme bis hin zur korrekten Erziehung unseres Hundes. Klar kommt dann auch immer wieder die Frage auf „mache ich denn alles richtig? Gäbe es nicht Erziehungsmethoden die eine grössere Verlässlichkeit herbeiführen? Was ist denn z.B. mit all den Polizeihunden die geradezu einen Kadavergehorsam vorzuweisen haben?“

Das Spektrum der Erziehungsmethoden ist riesig! Es geht von „Wuschi-Huschi-Kuschel liebes Hündchen“ bis zu Methoden, bei welchen brutale Unterwerfung im Vordergrund steht, um den Hund zu brechen, ihm jegliche Flausen und eigene Ideen auszutreiben. Gibt es denn nicht noch etwas zwischendurch? Eine Möglichkeit den Hund zu Gehorsam zu erziehen, ohne ihn zu brechen und ihm weh zu tun und ihm trotzdem die Lebensfreude zu erhalten?

Der erste Schritt für ein gutes Mensch-Hund-Team ist, dass man sich richtig kennen lernt. Ich halte es für unbedingt notwendig, sich mit dem Wesen des Hundes, mit seiner Art und seinem „Anderssein“ auseinanderzusetzen. Sich zu verstehen, die gleiche Sprache zu nutzen und gemeinsame Ziele sind die Grundvoraussetzungen für eine gute und sichere Zukunft. Wenn ich nicht bereit bin, das Tier, welches ich Tag für Tag füttere, an der Leine führe und ab und an mit ihm spiele zu verstehen, warum will ich denn überhaupt einen Hund? Auch die Grösse spielt keine Rolle. Oft werden vor allem kleine Hunde auf’s Übelste unterschätzt. Bei vielen der kleinen Rassen handelt es sich um hoch spezialisierte Jäger die sehr wohl wissen, wie sie zum Ziel kommen können. Die Grundhaltung des gegenseitigen Verstehens gilt also für alle!

Wenn Ihr Hund also das nächste Mal vollkommen unerwartet reagiert, fragen Sie sich, ob es nicht im Vorfeld ein Zeichen gegeben hätte, das sie einfach übersehen oder schlicht nicht verstanden haben. Und wenn Ihr Hund das nächste Mal nicht kommt wenn Sie ihn rufen, fragen Sie sich doch einfach mal, ob es Ihnen an seiner Stelle Spass machen würde zu kommen, oder ob da nicht doch andere Sachen wichtiger sind.

Immanuel Kant sagte „Gute Erziehung ist das, woraus alles Gute in der Welt entspringt“. Gegenseitiges Verständnis, Respekt und Liebe – die beste Ausgangslage für gute Erziehung – auch für unsre Hunde.

Samstag, 9. Februar 2013



Nichts ist mehr so wie’s gestern war - Pubertät

Jeden Tag geht Anton mit seinem Hündchen Fips spazieren. Fips ist jetzt 6 Monate alt und wohnt schon seit vier Monaten bei Anton. Ganz in der Nähe von Anton’s Haus steht eine Parkbank am Spazierweg. Anton und Fips gehen also jeden Tag daran vorbei auf ihrem Spaziergang. Heute ist aber alles anders als sonst. Fips bleibt unvermittelt vor der Parkbank stehen. Er will keinen Schritt weiter gehen, starrt die Parkbank an. Er zieht seine Lefzen hoch und sein Nackenhaar sträubt sich, er knurrt leise aber gut hörbar. Anton ist verwirrt. Er versteht nicht was hier gerade passiert. Noch nie hat Fips so reagiert, noch nie hat er sich vor irgend etwas gefürchtet oder es in solcher Weise bedroht. Am Morgen war doch noch alles in bester Ordnung. Was ist passiert?

Solche und ähnliche Geschichten weiss jeder Hundehalter zu berichten. Mal ist es ein Objekt, welches urplötzlich zur Bedrohung wird, mal weiss der Hund auf einmal nicht mehr was er unter dem Wort „sitz“ zu verstehen hat, obschon dies gestern noch prima funktionierte und ein anderes Mal fängt er plötzlich wieder an, an der Leine zu ziehen wie verrückt. Dies sind Phasen des Umbruchs im Gehirn unseres heranwachsenden Hundes. Wir nennen solche Phasen gerne Pubertät, aber eigentlich die Sache nicht ganz so simpel.

Was wir Pubertät nennen, nennt der Hundekenner „sensible Phasen“. Sie treten immer dann auf, wenn das Gehirn sich in einem Umbruch befindet. Der Begriff Pubertät ist bei uns Menschen eher angebracht, definiert er doch einen bestimmt Zeitraum, so zwischen dem 15 und dem 19 Lebensjahr. Beim Hund hingegen kommen diese Phasen immer wieder, sie können sogar im Erwachsenen-Alter noch auftreten.

Häufig haben wir dabei das Gefühl, unser Hund möchte die Grenzen austesten, sich erneut in seinem Mensch-Hund-Team positionieren. Daher empfinden wir solche sensiblen Phasen auch eher als lästig. Genau genommen sind jedoch genau diese Phasen für den Hundeführer eine grosse Chance. Was jetzt intensiv trainiert wird, hält oft ein Leben lang. Für den Hundeführer bedeutet das viel Arbeit, viel Geduld, viel Verständnis für den heranwachsenden, rotznasigen Bengel. Die Arbeit lohnt sich jedoch in jedem Fall.

Genauso urplötzlich wie es angefangen hat ist es auch schon wieder vorbei. Daher denken Sie daran, wenn Ihr Hund beim nächsten Mal anscheinend alles vergessen hat, was er gestern noch einwandfrei gekonnt hat. Sensible Phasen sind eine Chance! Nerven behalten, tief atmen und ruhig bleiben und – üben üben üben – da haben Sie bald einen wohl erzogenen und ruhigen Hund an Ihrer Seite.