Enya

Dienstag, 14. Juni 2022

Reden wir mal über Gefühle

Keine Sorge, das wird keine philosophische Exkursion. Aber auch wenn wir es nüchtern betrachten, sind Gefühle eine mächtige und überaus wichtige Sache! In der Regel werden unsere Handlungen von Hormonen bestimmt, ob uns das gefällt oder nicht. Sie sind es auch, die für unsere Gefühle verantwortlich sind, egal ob Freude, Ärger, Traurigkeit oder was auch immer.

Ich freue mich jeden Tag, wenn die Hunde meiner Hundeschule voller Freude und Begeisterung auf den Hundeplatz stürmen. Jeder hat ein Lachen im Gesicht und sie können es kaum erwarten, jetzt intensiv mit ihrem Menschen zu arbeiten. Selbstverständlich freuen sie sich auch, ihre Freunde wieder zu treffen, mit ihnen eine Runde zu spielen und zu toben, aber danach ist jeder von ihnen bereit, Grosses zu leisten. Dann kommt als erste Übung der Slalom. Prima, denkt jeder Hund – das kann ich gut! Es geht los und schon nach kurzer Zeit überspringt der Hund – aus Versehen oder im Eifer des Gefechts – eine Stange. Sofort wird er von seinem Menschen korrigiert - und vorbei ist es mit der Freude. Er wollte es doch richtig machen und seinem Menschen gefallen – und jetzt das! Man kann es in ihren Gesichtern sofort sehen. Die Enttäuschung, trotz aller Vorsicht und im Wissen was zu tun ist, versagt zu haben. OK, jetzt wird es vielleicht doch ein wenig philosophisch, aber was wäre, wenn ich als Mensch diesen einen Fehler einfach übersehen würde? Was würde passieren, wenn ich, statt meinem Hund die Begeisterung mit einem harschen NEIN zu nehmen, die Sache einfach weiter laufen liesse?? Die Antwort ist einfach! Dann hätte ich am Schluss einen fröhlichen Hund, der mich anlacht und stolz ist auf seine Arbeit, statt eines Hundes, dem jeglicher Wind aus den Segeln genommen wurde, bloss wegen einer blöden Stange. Ja sicher, wenn ich wettkampfmässig unterwegs bin, mag diese eine Stange Sieg oder Niederlage bedeuten. Aber wessen Sieg ist es, der verloren ging? Der des Menschen oder der des Hundes??

Die Gefühle Ihres Hundes, können Sie in seinem Gesicht lesen. Hunde täuschen uns nicht, wenn sie fröhlich aussehen, dann sind sie es – und wenn sie traurig aussehen, dann sind sie es ebenfalls. Wie wäre es denn, wenn ich auch im Alltag, die Gefühle meines Hundes respektieren und ihn in seinem Tun unterstützen würde, statt ihn andauernd zu korrigieren und zu massregeln? Ein gesundes Selbstvertrauen, Zuversicht und Vertrauen ganz allgemein muss doch das Ziel sein in einer guten Erziehung. Es macht uns Menschen, aber auch unseren Hund lebensfähig in dieser manchmal schwierigen Welt. Es gibt Kraft und das Wissen, dass man auch etwas kann – und auch etwas bewirken kann.

Wenn Sie also das nächste Mal mit ihrem Hund arbeiten, lassen Sie ihn doch auch mal seine Lösung zeigen. Die ist vielleicht gar nicht so verkehrt und bringt Sie evtl. sogar auf neue Ideen. Lassen Sie sich auf Ihren Hund ein, damit er seine ganze Persönlichkeit entfalten kann. Korrigieren können Sie immer, aber vielleicht entsteht aus einem etwas differenzierteren Umgang mit Ihrem Hund etwas Neues und noch viel Besseres!!

Montag, 30. Mai 2022

An meiner Seite geht ein alter Hund – was für ein wundervolles Privileg!

Die Schnauze wurde schon vor einiger Zeit ein wenig grau. Und ja, ich hab auch gesehen, dass ihre Augen ein wenig trüb wurden, aber sie kann noch gut sehen. Das beweist sie mir jeden Tag, wenn wir zusammen spielen. Ab und zu hinkt sie auch, weil die Beine nicht mehr so ganz beweglich sind wie früher. Ja und sie ist auch nicht mehr besonders sportlich und auch nicht mehr so wahnsinnig schnell. Aber sie gehört zu mir! Der Ausdruck in ihren Augen ist noch genau der gleiche wie vor 11 Jahren. Der Schalk sitzt immer noch drin, das sieht man ganz genau. Trotzdem hat sich vieles verändert. Die Spaziergänge wurden kürzer und wir sind auch nicht mehr ganz so sportlich unterwegs. Die Prioritäten haben sich verschoben, aber das ist auch OK so. Es macht mir das Leben leichter – und gemütlicher. Sie geniesst die Zeit mit mir. Immer öfter rückt sie ganz nah an meine Seite und fordert Streicheleinheiten. Früher fand sie, das sei was für Weicheier. Auf den Spaziergängen kommt sie öfter bei mir vorbei um zu sehen, ob ich noch ein Goodie übrig habe. Hin und wieder stuppst sie mich auch einfach an um mich zu fragen, ob sie an die Leine kommen darf. Ja, ich musste mich an vieles gewöhnen aber heute ist das unser Alltag – und er ist ganz wunderbar. Sie begleitet mich nach wie vor in die Hundeschule, halt nur zwei Tage in der Woche. Mehr würde sie wohl auch nicht verkraften. Sie ist aber immer noch meine Assistentin während der Stunde. Sie regelt was auf dem Platz passiert und wenn zwei Hunde Streit haben, bringt sie das wieder in Ordnung. Ihre Souveränität ist bemerkenswert geworden. Ich strahlt Kraft aus und Willensstärke. Ihre Ruhe, die sie früher nie hatte, wirkt ansteckend und ich geniesse jeden Augenblick mit ihr. Sie ist meine Stärke, meine Ruhe, mein Herz!






Ja meine Hündin Enya ist alt geworden. Vieles ist halt nicht mehr wie früher, aber vieles ist auch besser geworden. Ich brauche mich nie zu sorgen, wenn uns ein fremder Hund begegnet. Sie bleibt ruhig, sagt freundlich hallo, geht gemächlich ihren Weg und gut ist’s. Ich geniesse unsere gemeinsame Zeit, vielleicht sogar mehr als früher. Wir verstehen uns ohne zu sprechen. Jeder kann die Augen des anderen lesen – was für eine Wohltat auf diese Weise verstanden zu werden.

Einen alten Hund an der Seite zu haben ist wahrlich ein Privileg. Ich hoffe, bete und wünsche mir ganz fest, dass das noch lange so bleiben wird. Ich liebe sie mehr denn je!!