Enya

Dienstag, 14. Juni 2022

Reden wir mal über Gefühle

Keine Sorge, das wird keine philosophische Exkursion. Aber auch wenn wir es nüchtern betrachten, sind Gefühle eine mächtige und überaus wichtige Sache! In der Regel werden unsere Handlungen von Hormonen bestimmt, ob uns das gefällt oder nicht. Sie sind es auch, die für unsere Gefühle verantwortlich sind, egal ob Freude, Ärger, Traurigkeit oder was auch immer.

Ich freue mich jeden Tag, wenn die Hunde meiner Hundeschule voller Freude und Begeisterung auf den Hundeplatz stürmen. Jeder hat ein Lachen im Gesicht und sie können es kaum erwarten, jetzt intensiv mit ihrem Menschen zu arbeiten. Selbstverständlich freuen sie sich auch, ihre Freunde wieder zu treffen, mit ihnen eine Runde zu spielen und zu toben, aber danach ist jeder von ihnen bereit, Grosses zu leisten. Dann kommt als erste Übung der Slalom. Prima, denkt jeder Hund – das kann ich gut! Es geht los und schon nach kurzer Zeit überspringt der Hund – aus Versehen oder im Eifer des Gefechts – eine Stange. Sofort wird er von seinem Menschen korrigiert - und vorbei ist es mit der Freude. Er wollte es doch richtig machen und seinem Menschen gefallen – und jetzt das! Man kann es in ihren Gesichtern sofort sehen. Die Enttäuschung, trotz aller Vorsicht und im Wissen was zu tun ist, versagt zu haben. OK, jetzt wird es vielleicht doch ein wenig philosophisch, aber was wäre, wenn ich als Mensch diesen einen Fehler einfach übersehen würde? Was würde passieren, wenn ich, statt meinem Hund die Begeisterung mit einem harschen NEIN zu nehmen, die Sache einfach weiter laufen liesse?? Die Antwort ist einfach! Dann hätte ich am Schluss einen fröhlichen Hund, der mich anlacht und stolz ist auf seine Arbeit, statt eines Hundes, dem jeglicher Wind aus den Segeln genommen wurde, bloss wegen einer blöden Stange. Ja sicher, wenn ich wettkampfmässig unterwegs bin, mag diese eine Stange Sieg oder Niederlage bedeuten. Aber wessen Sieg ist es, der verloren ging? Der des Menschen oder der des Hundes??

Die Gefühle Ihres Hundes, können Sie in seinem Gesicht lesen. Hunde täuschen uns nicht, wenn sie fröhlich aussehen, dann sind sie es – und wenn sie traurig aussehen, dann sind sie es ebenfalls. Wie wäre es denn, wenn ich auch im Alltag, die Gefühle meines Hundes respektieren und ihn in seinem Tun unterstützen würde, statt ihn andauernd zu korrigieren und zu massregeln? Ein gesundes Selbstvertrauen, Zuversicht und Vertrauen ganz allgemein muss doch das Ziel sein in einer guten Erziehung. Es macht uns Menschen, aber auch unseren Hund lebensfähig in dieser manchmal schwierigen Welt. Es gibt Kraft und das Wissen, dass man auch etwas kann – und auch etwas bewirken kann.

Wenn Sie also das nächste Mal mit ihrem Hund arbeiten, lassen Sie ihn doch auch mal seine Lösung zeigen. Die ist vielleicht gar nicht so verkehrt und bringt Sie evtl. sogar auf neue Ideen. Lassen Sie sich auf Ihren Hund ein, damit er seine ganze Persönlichkeit entfalten kann. Korrigieren können Sie immer, aber vielleicht entsteht aus einem etwas differenzierteren Umgang mit Ihrem Hund etwas Neues und noch viel Besseres!!

Montag, 30. Mai 2022

An meiner Seite geht ein alter Hund – was für ein wundervolles Privileg!

Die Schnauze wurde schon vor einiger Zeit ein wenig grau. Und ja, ich hab auch gesehen, dass ihre Augen ein wenig trüb wurden, aber sie kann noch gut sehen. Das beweist sie mir jeden Tag, wenn wir zusammen spielen. Ab und zu hinkt sie auch, weil die Beine nicht mehr so ganz beweglich sind wie früher. Ja und sie ist auch nicht mehr besonders sportlich und auch nicht mehr so wahnsinnig schnell. Aber sie gehört zu mir! Der Ausdruck in ihren Augen ist noch genau der gleiche wie vor 11 Jahren. Der Schalk sitzt immer noch drin, das sieht man ganz genau. Trotzdem hat sich vieles verändert. Die Spaziergänge wurden kürzer und wir sind auch nicht mehr ganz so sportlich unterwegs. Die Prioritäten haben sich verschoben, aber das ist auch OK so. Es macht mir das Leben leichter – und gemütlicher. Sie geniesst die Zeit mit mir. Immer öfter rückt sie ganz nah an meine Seite und fordert Streicheleinheiten. Früher fand sie, das sei was für Weicheier. Auf den Spaziergängen kommt sie öfter bei mir vorbei um zu sehen, ob ich noch ein Goodie übrig habe. Hin und wieder stuppst sie mich auch einfach an um mich zu fragen, ob sie an die Leine kommen darf. Ja, ich musste mich an vieles gewöhnen aber heute ist das unser Alltag – und er ist ganz wunderbar. Sie begleitet mich nach wie vor in die Hundeschule, halt nur zwei Tage in der Woche. Mehr würde sie wohl auch nicht verkraften. Sie ist aber immer noch meine Assistentin während der Stunde. Sie regelt was auf dem Platz passiert und wenn zwei Hunde Streit haben, bringt sie das wieder in Ordnung. Ihre Souveränität ist bemerkenswert geworden. Ich strahlt Kraft aus und Willensstärke. Ihre Ruhe, die sie früher nie hatte, wirkt ansteckend und ich geniesse jeden Augenblick mit ihr. Sie ist meine Stärke, meine Ruhe, mein Herz!






Ja meine Hündin Enya ist alt geworden. Vieles ist halt nicht mehr wie früher, aber vieles ist auch besser geworden. Ich brauche mich nie zu sorgen, wenn uns ein fremder Hund begegnet. Sie bleibt ruhig, sagt freundlich hallo, geht gemächlich ihren Weg und gut ist’s. Ich geniesse unsere gemeinsame Zeit, vielleicht sogar mehr als früher. Wir verstehen uns ohne zu sprechen. Jeder kann die Augen des anderen lesen – was für eine Wohltat auf diese Weise verstanden zu werden.

Einen alten Hund an der Seite zu haben ist wahrlich ein Privileg. Ich hoffe, bete und wünsche mir ganz fest, dass das noch lange so bleiben wird. Ich liebe sie mehr denn je!!

Montag, 15. Oktober 2018

 Vertrauen bildende Massnahmen

Also gut. Ich bin Hundetrainerin. Ich sollte doch eigentlich wissen wie es geht. Trotzdem ist natürlich noch kein Meister vom Himmel gefallen und darum bin ich an Weiterbildung in jeglicher Form immer sehr interessiert. Zu diesem Zweck habe ich mir kürzlich am Kiosk ein neues Heft gekauft. Der Titel eines Beitrages hat mich ganz besonders interessiert, nämlich «Vertrauen bildende Massnahmen». Kann man das denn einfach so lernen? Muss man da eine bestimmte Übung machen und dann klappt das einfach?
 
Ich war sehr gespannt und hab den Artikel geradezu verschlungen. Da werden viele tolle Übungen vorgestellt, die zur Bildung von Selbstvertrauen beim Hund beitragen und ihn zu einem souveränen Begleiter machen können. Es wird auch auf die verschiedenen Arten von Vertrauen hingewiesen, wie das Vertrauen vom Hund zu seinem Menschen und dem Selbstvertrauen eines Hundes. Das war alles sehr schlüssig und aufschlussreich, doch leider kam der dritte Teil des Vertrauens zu keinem Zeitpunkt zur Sprache – nämlich dem Vertrauen vom Menschen zum Hund. Hat das denn keine Relevanz?
 
Vertrauen ist wohl die sensibelste und wertvollste Sache auf der Welt die man sich vorstellen kann. Man kann es nicht kaufen oder «bilden». Man bekommt es geschenkt, wenn man sich dafür als würdig erwiesen hat. Einem Hund Selbstvertrauen zu geben ist einfach. Allerdings nur dann, wenn ich als Hundeführerin souverän und sicher auftreten und meinem Hund glaubwürdig erklären kann, dass es sich für ihn lohnt. Was ist denn, wenn ich einen selbstbewussten Hund habe, selber aber eher ängstlich und zurückhaltend bin? Klappt das dann auch? Na ja, das ist wohl Ansichtssache. Tatsache ist jedoch, dass ein eher ängstlicher Mensch in schwierigen Situationen gerne die Entscheidungen dem Hund überlässt. Stichwort: «die regeln das schon unter sich». Das hat mit Vertrauen aber leider gar nichts zu tun. Das einzige was mein Hund dabei lernt ist, dass sein Mensch, wenn es wirklich brenzlig wird, nichts zu melden hat. Aus der Sicht des Hundes muss diese Situation unwahrscheinlich nervenaufreibend sein. Immerhin möchte er sein eigenes Leben und auch seinen Menschen behalten und wird unter Umständen alles dafür tun, auch wenn er dabei die falschen Entscheidungen trifft. Diese Haltung ist also keinesfalls eine Lösung, weder für den Menschen noch für den Hund.
 
Vertrauen ist also keine Einbahnstrasse! Es gibt ein stabiles Verhältnis, wenn Vertrauen nicht gegenseitig vorhanden ist. Vertrauen ist auch eine Angelegenheit von Wissen. Viele Menschen wissen viel zu wenig über ihren Hund, über seine Bedürfnisse, über sein Verhalten, über seine Gefühle – halt wie er tickt. Sie bemühen sich nicht, ihren Hund lesen oder verstehen zu lernen. Vielleicht, weil sie selber genug Probleme haben. Wie kann ich dann aber davon ausgehen, dass mein Hund irgendwelche Probleme löst, wenn ich ihm nicht mal die Welt erklären und zeigen kann?
 
Mir als Hundetrainerin machen solche Situationen am meisten Angst. Menschen glauben einen Hund haben zu müssen als Seelentröster, als Schmusepartner, als Spaziergangbegleitung, als Bettwärmer, aus Mitleid (Strassenhunde), oder einfach als Statussymbol. Hunde sind in fast allen ihren Sinnesleistungen denen des Menschen um Lichtjahre überlegen. Ist es ein Hund dann nicht wert, sich mal mit seinen Möglichkeiten und seinem Charakter und seinen Zielen auseinander zu setzen? Wäre es nicht angebracht, sich z.B. in einer Hundeschule mal über das Tier Hund zu informieren und zu erfahren, was er alles kann und braucht?
 
Ich denke, wenn wir über Vertrauen reden, wäre es zumindest angebracht, mal darüber nachzudenken, ob ich es als Hundeführerin wert bin, dass mein Hund MIR vertraut. Für mich persönlich ist das auf jeden Fall das Wichtigste. Erst dann ist mein Weg auch sein Weg und aus uns beiden wird ein richtiges WIR!

Montag, 19. September 2016

Eigenlob stinkt



Letzte Woche habe ich meine Labrador-Hündin Enya mal wieder mit ins Training genommen. Sie durfte an allen Übungen teilnehmen und zeigen, was sie so drauf hat. Bei einigen Übungen war sie wirklich grossartig, andere wiederum hat sie ziemlich schludrig absolviert. Das hat mich schon etwas nachdenklich gemacht, schliesslich kann sie das alles. Immerhin haben wir viele Stunden geübt und trainiert und zusammen gearbeitet – und jetzt das. Im ersten Moment war ich schon ein wenig enttäuscht. Dann fiel mir aber ein, dass wir schon eine ganze Weile nichts mehr gemacht haben und die Sommerferien haben auch ihre Spuren hinterlassen. Die Lösung – üben üben üben.

Als ich dann am nächsten Tag so darüber nachgedacht und mir überlegt habe, was wir als nächstes wieder trainieren wollen, hab ich mir erst mal Gedanken gemacht über Enyas Stärken und Schwächen. Wie war das denn, als sie noch ein ganz junger Hund war? Sie war total verängstigt, unsicher und hatte überdurchschnittlich viel Power. Es hat zum Beispiel sehr lange gedauert bis sie bereit war, freiwillig ins Auto einzusteigen. Oder Gehen an der der Leine – eine Katastrophe! Zurückkommen wenn ich sie gerufen habe – keine Chance. Aber all das haben wir überwunden. Mit Stolz kann ich sagen, dass Enya all das hinter sich gelassen hat. Sie geht mit mir jeden Weg, überall hin, ist bei mir und vertraut mir. Das hat mich sehr glücklich gemacht und das hab ich ihr auch gleich mitgeteilt.

Manchmal im Training funktionieren Dinge nicht wie wir sie geübt haben. Es gibt gute und schlechte Tage und es gibt Tage, wo mein Hund und ich uns einfach nicht einig sind über die Prioritäten. Ist das ein Grund sich Sorgen zu machen? NEIN, da bin ich mir ganz sicher! Eigenlob stinkt, sagt man, aber ich sehe das inzwischen etwas anders. Es ist OK sich mal selber auf die Schulter zu klopfen für das war man mit seinem Hund erreicht hat. Es ist OK stolz auf den eigenen Vierbeiner zu sein. Und so manches Lob gebührt ganz sicher dem Hund, dem Menschen dahinter aber genau so!

Ehrgeiz ist eine gute Sache und kann einem auch wirklich weiter bringen. Verbissenheit dagegen ist ungesund. Wenn Sie also das nächste Mal mit der Leistung Ihres Hundes nicht zufrieden sind, lehnen Sie sich auch mal zurück und seien Sie stolz auf das was Sie schon zusammen erreicht haben. Und das Wichtigste: lassen Sie Ihren Hund auch Teil haben an Ihrer Freude und sagen Sie ihm, wie lieb Sie ihn haben. Eigenlob stinkt vielleicht, aber wen stört das …

Freitag, 20. März 2015

Liebe ich meinen Hund zu sehr?

Irgendwie klingt diese Frage sonderbar. Die erste Reaktion jedes einzelnen ist selbstverständlich „NEIN!“, Hunde kann man gar nicht genug lieben!“. Man kann nicht zu sehr lieben, das geht per Definition nicht. Was ist jedoch, wenn das was wir so salopp als „Liebe“ bezeichnen, in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist?
 
Was genau ist denn Liebe überhaupt? Nach Duden und Wikipedia handelt es sich dabei in erster Linie um ein ganz besonders starkes Gefühl, um eine innere Haltung tiefer Verbundenheit. Sie ist die Bezeichnung stärkster Zuneigung und Wertschätzung. Ein Gefühl also, etwas was in unserem Kopf und in unserem Herzen stattfindet. Das Gefühl der Liebe ist das Grösste und Schönste überhaupt.
 
Die Liebe veranlasst uns, für das geliebte Wesen ganz besondere Anstrengungen zu unternehmen. Wenn ich für meinen Hund also z.B. etwas besonders Leckeres zu Essen zubereite, geschieht dies ganz sicher aus einem Gefühl tiefer Liebe heraus. Das Essen an sich hat jedoch mit Liebe nichts zu tun. Wenn mein Hund das Essen dann nicht essen möchte, tut er dies nicht, weil er mich nicht liebt, oder weil er meine Bemühungen nicht zu schätzen weiss. Er mag es vielleicht nicht, oder er hat ganz einfach keinen Hunger. Ich kann aus seinem Verhalten also nicht auf seine Liebe oder Wertschätzung mir gegenüber schlussfolgern, das wäre total unfair!
 
Ganz ähnlich verhält es sich auch bei der Erziehung meines Hundes. Ich liebe meinen Hund, also möchte ich ihm eine gewaltfreie und artgerechte Erziehung angedeihen lassen. Dies bedeutet aber nicht, dass es keine Grenzen gibt. Mein Hund braucht trotz - oder vielleicht gerade wegen - meiner grossen Liebe zu ihm, eine sichere Führung. Er braucht Grenzen und Regeln damit er sich in unserer Welt gefahrlos und sicher bewegen kann.
 
Ein Widerspruch?? Nein, keines Falls! Wer sich mit Hunden beschäftigt weiss, dass Hunde unter ihresgleichen sehr klare soziale Regeln befolgen. Es gibt Hierarchien, und soziale Gefüge die jeder Hund kennt, versteht und problemlos akzeptiert. Wenn ein Hund zu seinem Menschen kommt erwartet er, dass dieser ihm zeigt, was seine Aufgabe in ihrem gemeinsamen Leben ist. Er will Hilfe und Führung, er will lernen und verstehen und es ist die Aufgabe des Menschen, ihm das alles zu zeigen. Wenn ich nun also meinen Hund - einfach „weil ich ihn so sehr liebe“ -  nicht führe und ihn damit mehr oder weniger sich selbst überlasse, hat das mit Liebe absolut nichts zu tun. Im Gegenteil! Ich nehme ihm damit die Möglichkeit, mit allen Lebewesen die ihm in seinem Leben begegnen, sicher und fröhlich zu interagieren. Ganz ungewollt mache ich ihn damit zu einem Aussenseiter, den keiner so richtig mag und mit dem man lieber nichts zu tun hat.
 
Wenn ich also das nächste Mal etwas „aus Liebe“ für meinen Hund tue, ihm Dinge erlaube die ich in Wirklichkeit lieber nicht möchte, wenn ich das nächste Mal einfach wegschaue weil er jeden der vorbei geht anknurrt, wenn er zum hundertsten Mal nicht kommt wenn ich ihn rufe, dann müsste mir klar sein, dass das mit Liebe nichts zu tun hat. Liebe ist ein Gefühl in meinem Herzen, in meinem Kopf, aber niemals in den Dingen die ich für ihn tue - oder eben nicht tue.

Sonntag, 4. Mai 2014

Die Hundeleine - definitiv nichts Böses



Eine Hundeleine ist eine Leine aus Rindsleder, seltener Elchleder oder Nylon (auch mit Lycra oder Neopren), die zum Führen von Hunden, seltener auch anderen Haustieren verwendet wird. Eine Hundeleine verbindet ein Geschirr oder ein Halsband mit einem Haltegriff oder einer Schlaufe. Manche Hundeleinen, die sogenannten Roll- oder Automatikleinen verfügen zusätzlich über eine Aufrollmechanik, mit deren Hilfe bei Bedarf dem Hund mehr Lauffreiheit gegeben werden kann. Hundeleinen dienen dem Schutz von Passanten und anderen Tieren sowie auch des Hundes selbst (etwa im Straßenverkehr) beim täglichen Auslauf.
(Diese Definition stammt aus Wikipedia.org)

Eine Hundeleine ist also grundsätzlich nichts Böses – das geht aus der obigen Definition wohl klar hervor. Wie kann es denn sein, dass so viele Hundehalter ihre Leine nicht zweckmässig einsetzen? Wie ist es möglich, dass sich Hundebesitzer dafür bei anderen entschuldigen, dass ihr Hund jetzt eben grad an der Leine ist und auch bleiben soll?? Warum passiert es, dass mich andere Hundehalter als „Tierquäler“ beschimpfen, nur weil ich meine Hündin – aus welchen Gründen auch immer – jetzt grad an der Leine führe???

Ich bin Hundetrainerin und es gehört zu meinen Aufgaben, Hundehaltern beizubringen, ihren Hund richtig an der Leine zu führen. Richtig führen heisst ihn so zu führen, dass der Hund lernen darf, dass es schön ist, neben seinem Hundeführer zu gehen – ohne ziehen und zerren – und vor allem, ohne gezerrt, geruckt und mehr oder weniger stranguliert zu werden. Der Hund darf dabei lernen, dass er für richtiges Verhalten belohnt wird und das die Leine ihn mit seinem Hundeführer verbindet, ihn beschützt und er GEFÜHRT wird. Das ist für alle Hunde eine schöne Erfahrung. Leine = Schutz und Führung – besser kann es einem doch nicht gehen!

Wenn ich sehe, wie viele Hundehalter ganz offensichtlich der Meinung sind, die Leine sei ausschliesslich eine Begrenzung der Freiheiten des Hundes, erschreckt mich das immer sehr. Wenn der Freilauf des Hundes nämlich die einzige Freiheit ist die er hat, ist er sowieso arm dran. Wenn das Zusammentreffen mit Hundekumpels die einzige Aufheiterung für den Hund ist, dann hat er eh nicht viel zu lachen. Im Übrigen ist es ja auch so, dass es Hundehalter gibt, die gar keine andere Möglichkeit haben, als ihren Hund an der Leine zu führen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielleicht ist er ein passionierter Jäger und jagt für sein Leben gerne, vielleicht handelt es sich um eine läufige Hündin die ohne Leine aktiv auf die Suche nach Jungs gehen würde, vielleicht sind wir aber auch einfach nur im Wald und ist gerade Brut- und Setzzeit, vielleicht ist er aber auch krank oder verletzt und soll ganz einfach im Augenblick nur an der Leine gehen, vielleicht muss mein Hund aber auch erst lernen aus dem Freilauf abgerufen zu werden. Ist da irgend ein Grund dabei, für den ich mich als Hundehalter entschuldigen müsste? Habe ich damit die Freiheiten meines Hundes tatsächlich eingeschränkt, ihn gequält oder misshandelt??

Ich habe sogar schon Hundehalter getroffen die mir erklärt haben, die Welt wäre viel besser wenn es keine Leinen gäbe. Hunde unter sich hätten nämlich absolut niemals Probleme, oder könnten diese ganz alleine lösen. Ach wirklich? Ist das so???
Ich kenne Hunde, die finden noch lange nicht alle anderen so toll und grossartig und ja – sie würden die Situation wohl zweifellos regeln – aber zu ihren Gunsten. Und was ist mit nicht beteiligten Passanten? Mit Menschen die Angst vor Hunden haben?? Sind die alle selber Schuld wenn sie belästig werden? Da kommt mir doch gleich Martin Rütter in den Sinn – nein, nein, der tut nix!!! Der will bloss spielen!!!

Warum ich den Denkanstoss der Leine widme? Ganz einfach: die Hundeleine ist wirklich kein Teufelszeug – im Gegenteil! Jeder Hund der lernen durfte, wie es sich anfühlt wirklich geführt zu werden und zwar richtig, hat nichts dagegen an der Leine zu gehen. Anstatt andere zu kritisieren oder gar zu beschimpfen würde ich dringend empfehlen, die Arbeit mit der Leine mal wieder ins Auge zu fassen und dafür zu sorgen, dass mein Hund lernen darf, richtig geführt und beschützt zu werden.

Sonntag, 23. Februar 2014

Gleiches mit Gleichem vergelten



Der heutige Denkanstoss wird wohl eher etwas traurig – vielleicht aber eben auch nicht. Aus aktuellem Anlass möchte ich heute über die Zunahme von gezielten Angriffen von Hundehassern auf unsere vierbeinigen Freude sprechen – vor allem aber über Giftköder.

Leider ist festzustellen, dass immer häufiger Meldungen von toten Hunden die Runde machen – Hunde die gestorben sind weil sie Opfer von Giftködern wurden. Das ist eine beunruhigende und gleichzeitig beängstigende Tendenz, welcher alle Hundehalterinnen und Hundehalter mehr oder weniger machtlos ausgesetzt sind. Ich kann mir nicht vorstellen dass es für einen Hundeführer etwas Schlimmeres gibt, als seinen vierbeinigen Freund in den eigenen Armen auf qualvollste Weise sterben zu sehen – einfach so, womöglich mitten auf einer Wiese oder auf dem Spaziergang, ohne dass er oder jemand anderes etwas dagegen tun könnte. An dieser Stelle mein herzlichstes Beileid an alle, die unvermittelt in eine solche Situation gerieten.

Es ist leicht nachzuvollziehen, dass jemand der so etwas erlebt hat, einen masslosen Hass auf jene entwickelt, die Hunden und deren Menschen so etwas antun. Der Hass und der Wunsch nach Vergeltung und Genugtuung – soweit dies überhaupt möglich ist – wird laut und lauter. „Man sollte jenen die Giftköder streuen das Zeug selber in den Rachen stopfen“ ist eine oft gehörte Meinung. Aber würde das denn etwas ändern? Mit was für Menschen haben wir es denn überhaupt bei diesen Hundehassern zu tun?

Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist nie eine gute Lösung. Sie hilft vor allem niemandem – und keiner der getöteten Hunde wird dadurch wieder lebendig. Gegen Hundehasser, welche ganz offensichtlich absolut ungebildet, sozial unterentwickelt und moralisch verkommen sind, können wir nichts tun. Auch die Strafen, welche die Behörden für eine solch grausame Tat vorsehen, sind geradezu lächerlich, mal abgesehen davon, dass man Hundehasser selten bis gar nicht erwischen kann.

Wir sind also gezwungen, selber Massnahmen zu ergreifen, bzw. unseren Hunden beizubringen, dass sie draussen absolut gar nichts essen dürfen was sie finden. Das ist keine leichte Aufgabe, vor allem dann, wenn man eine vierbeinige Fressmaschine hat, die gerne sucht und vor allem findet. Es gibt allerdings schon ein paar Massnahmen, mit denen sich das Risiko verringern lässt. Zum einen ist es Training – Befehle wie „lass es sein“ oder ganz einfach „zeig was Du gefunden hast“ sind da sicher hilfreich. Zum anderen gibt es noch die einfachen Methoden wie anleinen oder den Maulkorb für Unverbesserliche.

Selbstverständlich sind das keine absoluten Versicherungen damit nichts passiert, aber es wäre aus meiner Sicht ein grober Fehler, wenn wir uns durch Menschen unterkriegen lassen, die niemals die Gelegenheit hatten, lernen zu dürfen was im Leben wirklich zählt - Dinge wie Rücksicht, Nächstenliebe, Respekt und Anstand gegenüber allen andern Lebewesen auf der Welt. Hundehasser werden ganz offensichtlich von niemandem geliebt oder waren wenigstens mit jemandem befreundet der ihnen etwas bedeutet. Sie kennen nicht den Schmerz des Verlustes, wenn ein Mitglied der Familie, ein vierbeiniger Freund und ständiger Begleiter plötzlich stirbt und einem unvermittelt das Herz aus der Brust gerissen wird, bloss weil man nicht die gleichen Wertvorstellungen hat, wie jemand anders. Wie wollen Sie einem solchen Menschen moralische Wertvorstellungen mitgeben oder Reue entlocken – das wäre vollkommen aussichtslos.

Lassen Sie uns also das Richtige tun und zeigen Sie unseren Hunden welche Gefahren auf jedem Spaziergang lauern. Geben Sie Ihrem Hund die Chance zu lernen damit umzugehen – eben – indem er Ihnen Gefundenes zeigt oder es ganz einfach liegen lässt. Vor allem an Ihnen unbekannten Orten und erst Recht an Orten wo man weiss, dass bereits Giftköder gefunden wurden ist grösste Vorsicht geboten. Seien Sie wachsam und gehen Sie kein Risiko ein und nicht vergessen – Training hilft.

Nutzen Sie Ihre Energie für Ihren Hund, statt sich Hass und Verdruss hinzugeben und zu versuchen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.