Liebe – oder war das doch ein
anderes Gefühl?
Liebe – was für ein grossartiges Gefühl!
Einige sagen, Liebe ist die stärkste Macht im Universum. Liebe verursacht
Glücksgefühle, macht uns fröhlich und unser Herz leicht. Es ist wohl
selbstverständlich, dass wir alle gerne verliebt sind und damit es so bleibt,
unserer Liebe auch einen angemessenen Ausdruck zu verleihen, damit es alle
sehen können.
Die meisten Hundeführerinnen und
Hundeführer lieben ihren Hund – ganz ehrlich und aus tiefstem Herzen. Die meisten
würden fast alles für Ihren Hund tun, würden Grenzen überschreiten, die sie für
kein anderes Lebewesen auf dieser Welt überschreiten würden, nur um ihrem Hund
das Beste zu geben. Dies ist grundsätzlich eine ganz wunderbare Haltung, hat
sie doch viel zum besseren Umgang mit Hunden beigetragen.
Die Liebe die wir für unsere Hunde
empfinden, kann zuweilen aber auch ganz ungesunde Blüten entwickeln, nämlich
dann, wenn wir sie mit materiellen Dingen in Zusammenhang bringen. Was ich
meine ist Folgendes: Liebe ist – das beste Futter der Welt, ausserdem genug
davon und weil wir unseren Hund so sehr lieben vielleicht sogar etwas mehr als
nötig. Liebe ist – dass ich meinen Hund beschütze vor allen Widrigkeiten des
Lebens. Sei dies gefährliches Gelände, andere „böse“ Hunde, komplizierte Spiele
oder schwierige Arbeit bei denen der Hund „viel zu lange“ nachdenken muss, oder
Gehorsam, denn das ist wirklich nur etwas für Polizeihunde. Dass derart „beschützte“
Hunde nicht in der Lage sind, sich geistig und körperlich voll zu entwickeln, scheinen
ihre Halter nicht zu bemerken. Dass in dieser Weise „geführte“ Hunde niemals
ihre eigenen Ideen entwickeln und eigene Problemlösungen suchen und finden
dürfen, scheint ihre Halter auch nicht zu stören.
Aus dieser Haltung entsteht auch ganz oft
der Wunsch nach einer Gegenleistung. Beispiel: ich gebe dir das beste Futter
der Welt, dafür musst Du aber immer schön brav sein. All jene die Kinder haben
wissen es spätestens jetzt – das funktioniert nicht! Hier werden zwei ganz
verschiedene Dinge miteinander vermischt. Zum einen die Liebe, die wir aus
tiefstem Herzen empfinden und die uns befähigt Unglaubliches zu tun. Zum
anderen jedoch der Wunsch nach Respekt – und zwar gegenseitigem Respekt.
Respekt bekomme ich jedoch nicht, indem ich
das Objekt meiner innigsten Liebe verwöhne und betüddle. Respekt bekomme ich
dann, wenn ich in der Lage bin, zu beweisen, dass ich führen kann, die
Situation im Griff habe, den Weg kenne und das Ziel. Die gute Nachricht ist: um
Respekt zu bekommen muss ich nicht lauter, aggressiver, herrischer werden oder
sogar weniger lieben – im Gegenteil. Gute Führung zeichnet sich aus durch leise
Töne, durch Ruhe und Gelassenheit – so wie die Liebe auch. Gute Führung
zeichnet sich ausserdem dadurch aus, mal loslassen zu können, seinem Hund etwas
zutrauen, ihm zu vertrauen. Nur was ich loslassen kann, kommt zu mir zurück. Liebe
fesselt nicht, sie beflügelt!